Städte ertrinken in der Touristenflut
In beliebten Städten wie Barcelona, Venedig oder Dubrovnik mehrt sich die Kritik über die Touristenmassen. «Sättigungseffekte» seien auch in Interlaken und Engelberg erkennbar, sagt Tourismusexpertin Monika Bandi. Von Dichtestress könne aber noch keine Rede sein.

Barcelona ist Opfer des eigenen Erfolgs: Zählte das unter Touristen beliebte Gotische Viertel 2006 noch 27 470 Bewohner, waren es 2015 nur noch 15 624. Laut «20 Minuten» leben dort inzwischen 63 Prozent Touristen: Die Einheimischen können sich die Mietpreise nicht mehr leisten und weichen den Boutiquehotels und Ferienwohnungen.
Die Katalanen klagen aber auch über Lärm und das Verschwinden von Läden für den täglichen Bedarf. Ähnlich klingt es in Venedig oder Dubrovnik, die wie Barcelona zu den beliebtesten Zielen von Kreuzfahrtpassagieren zählen. In der Lagunenstadt sollen nun Drehkreuze den Zugang zu strategischen Orten wie der Calatrava-Brücke überwachen. Paris, London und Amsterdam wollen die kurzzeitige Vermietung von Wohnungen stärker regulieren.
Noch ist die Schweiz von solchen Entwicklungen verschont. Tourismusexpertin Monika Bandi Tanner von der Universität Bern beobachtet einzig in Interlaken oder Engelberg «Anzeichen von Sättigungseffekten». Das sei aber eine ganz andere Dimension als in Venedig.
Das heisst jedoch nicht, dass die Einheimischen mit den Touristen rundum glücklich sind: In Interlaken mehren sich Klagen über Gäste, die mit Segways über Trottoirs oder die Höhenpromenade fahren. Ein Trost bleibt: Nie werden sich 5000 oder mehr Passagiere eines Kreuzfahrtschiffs auf einmal durch die Gassen von Interlaken drängen. Dafür sind die Kapazitäten der Schiffe auf dem Brienzer- oder Thunersee schlicht zu klein.

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