Immer mehr Pflegefälle – wer solls bezahlen?
Die Schweiz altert markant: Experten zufolge werden sich die Ausgaben für die Langzeitpflege in den nächsten 30 Jahren fast verdreifachen. Gefragt sind neue Finanzierungsmodelle – und ein neues Verständnis von Freiwilligenarbeit.

Wir leben immer länger. Und die geburtenstarke Nachkriegsgeneration der Babyboomer kommt ins Rentenalter – Junge werden zur demografischen Minderheit. Die Zunahme an älteren Menschen bedeutet mehr Betreuungsaufwand. Laut «Take Care», einer neuen Studie des Gottlieb-Duttweiler-Instituts, werden die Kosten für Langzeitpflege massiv ansteigen. 2011 betrugen sie noch 6,1 Milliarden Franken, bis 2045 sollen sie auf 17 Milliarden anwachsen.
Eine zentrale Rolle bei der Betreuung und Pflege von Familienmitgliedern zu Hause spielen die Angehörigen: Sie erbringen Leistungen im Wert von 3,5 Milliarden Franken pro Jahr. Die Hauptlast tragen die Frauen – in der Deutschschweiz stellen sie zwei Drittel der pflegenden Angehörigen. Dabei setzen sie sich dem Risiko aus, im Alter selbst ein Pflegefall zu werden. Eine weitere Krux: Der Betreuungsaufwand steigt, aber die Frauen sind beruflich stärker engagiert; ihre Betreuungskapazität nimmt also ab.
Gesundheitspolitiker wie der frühere Schaffhauser Regierungsrat Herbert Bühl (61) warnen, dass die Schweiz auf diese Entwicklung schlecht vorbereitet sei: «Das Anrecht auf Betreuung muss auf Bundesebene gesetzlich verankert werden.» Auch Pro Senectute schlägt vor, die Finanzierungsformen der Betreuung zu überdenken.
Die skandinavischen Länder haben das Problem erkannt und gehen bereits mit gutem Beispiel voran: Dank öffentlicher Finanzierung
ist eine hochstehende kommunale Pflegeinfrastruktur entstanden.
Wahrscheinlich muss man an eine vierte Säule denken

Ich werde mit 65 wohl nicht in den Ruhestand gehen wollen und können.
Urs Dupont
Urs Dupont
20.03.2018Statt einfach ein paar aus der Luft gegriffene Zahlen als Schlagzeilen zu verwenden, wäre es besser einen Link zu den entsprechenden Studien zu publizieren. Unverständlich auch, dass einmal für 2030 und dann für 2045 spekuliert wird.
Wie kommt man eigentlich darauf, dass die Kosten bis 2030 um 45% steigen sollen, wenn – sofern ich richtig interpoliere – es 2030 „nur“ ca. 33% mehr Ü65er gibt ( 2018: 1.5 Mio, 2045: 2.7 Mio.; 2030: 1.5. Mio. + max. 12/27 von 1.2 Mio. = ca. 2 Mio) und diese zunehmend länger gesund und fit bleiben? Und egal wie alt man wird, die teuersten Jahren sind sowieso meistens die letzten 2 Jahre (bei den Männer im Durchschnitt weniger lang bei den Frauen im Durchschnitt deutlich länger).
Und übrigens, die viel teureren „Pflegefälle“ sind die unter 16 – 25 Jährigen, manchmal sogar noch etwas ältere. Diese müssen, inkl. der (teuren bis sehr teuren) Ausbildung und den noch teurern Hobbies zu 100% entweder privat oder vom Staat finanziert werden und zahlen keine Steuern, während die Ü65er dank eigenen Ersparnissen (Säulen 2, 3a und 3b) bzw. im voraus gemachten Leistungen (Steuern, AHV) sich zum grössten Teil selber finanzieren und zudem, die meisten davon zahlen auch im Alter noch sehr viel Steuern und vererben z.T. horrende Summen an die jüngeren.
Aber eben, Bashing von älteren, speziell älteren Männern ist heute der Medienrenner :-(
Simona Wiesenthal
Simona Wiesenthal
18.03.2018Zwangspsychiatrie abschaffen und die daraus freiwerdenden Mittel u.a. in die Altersbetreuung und in die Sozialhilfe umverteilen. Einerseits klagt man über einen Pflegenotstand, andererseits werden massive Vermögenswerte in die Zwangspsychiatrie investiert. Nur allein die Einfänger kosten den Staat Millionen. Diese fahren jeweils mindestens mit zwei sündhaft teuren, modernsten Luxus-Einfängerwagen stundenlang in der Gegend herum, lauern oft politisch Verfolgten und / oder Sozialhilfeempfängern unnötig stunden-, tage-, wochen- oder gar monatelang auf. Auf der anderen Seite hingegen fehlen dem Staat angeblich die Mittel für Betagte oder für die Sozialhilfe. Ein Skandal!
Margrit Bedin
Margrit Bedin
18.03.2018danke für deine meinung,denn ich teile sie. ebenso muessten die angehörigen die zuhause ihre angehörigen pflegen finanziell vom staat unterstützt werden,da demenz ständig zunimmt,und die betreuung zuhause ein 25std betreuung braucht,und kosten der heime sparen würde.
Simona Wiesenthal
Simona Wiesenthal
19.03.2018@ Mägi Bedin: Der Staat kann nicht Alles allein zahlen, sollte aber seinen Hauptanteil tragen. Auch die Verwandten, v.a. Nachkommen, sofern vermögend, müssen ihre Eltern oder Grosseltern mitfinanzieren. Leider wurde diese Pflicht für Geschwister abgeschafft. So können sich reiche Geschwister darum drücken.
Martin Bräger
Martin Bräger
18.03.2018Wikipedia /Doktor August Forel. Früher war alles besser ,Psychiatrie (Zwangssterilisationen etc.)?
Monika Brunner
Monika Brunner
18.03.2018Diese 25 Jahren bis 2045 werden zu Ueberbrücken sein.Der letzte geburtenstarke Jahrgang ist der Jahrgang 1964.Danach folgt zum Glück der Pillenknick.Ab 2050 regelt es sich von alleine.Ausserdem frage ich mich ob die frühzeitigen Todesfälle der geburtenstarken Jahrgänge wirklich abgezogen werden?
Urs Dupont
Urs Dupont
20.03.2018Irrtum, Herr Wiesenthal, je weniger Kinder eine Gesellschaft "produziert", um so besser geht es ihr. Kinder sind sehr viel teurer als ältere Menschen bzw. brauchen viel mehr (menschliche) Ressourcen und müssen zudem - ganz im Gegensatz zu den älteren - zu 100% querfinanziert werden. Mit weniger Kinder würden wir einen grossen Beitrag daran leisten, das CH- und weltweite Problem, die Bevölkerungsexplosion und alle sich daraus ergebenden Probleme, zu mildern.
Monika Brunner
Monika Brunner
19.03.2018Simona ,nach Ihrer Meinung hätten wir 11 Millionen Einwohner.Diese Bevölkerungsexplosion würde sich immer mehr steigern.Mit allen negativen Folgen,daher war die Pille und andere Verhütungsmittel inkl. Vasektomien die richtige Lösung.
Simona Wiesenthal
Simona Wiesenthal
19.03.2018Gäbe es keinen Pillenknick, gäbe es aber auch mehr aktuelle Erwerbstätige, aus diesen Jahrgängen und deren schon volljährige Nachkommen, die die aktuellen Betagten mit ihren aktuellen AHV-Beiträgen unterstützen. Indirekt sind Kinder eben doch die Altersvorsorge, wenn auch nicht mehr so direkt, wie in 3.-Weltländern. Dafür muss die Schweiz sich so viele Ausländer importieren, da es an eigenem pflegenden Nachwuchs fehlt.