Wahlkrimi: Wer wird neuer Bundesrat?
Der Fall scheint klar: Ein SVP-Politiker wird Nachfolger von Eveline Widmer-Schlumpf (BDP) im Bundesrat. Aber wird es einer der drei offiziellen Kandidaten der Partei? Oder taucht vielleicht doch noch ein Sprengkandidat auf? Der Entscheid fällt am Mittwoch.

Nach dem Erfolg der SVP bei den Wahlen sind sich fast alle Parteien einig, dass der Volkspartei ein zweiter Sitz im Bundesrat zusteht. Sie selbst schickt drei offizielle Kandidaten ins Rennen, aus jedem Landesteil einen: Guy Parmelin (56), Weinbauer aus dem Kanton Waadt, Norman Gobbi (38), Tessiner Justiz- und Polizeidirektor, sowie Thomas Aeschi (36), Strategieberater aus dem Kanton Zug.
Ob sich die Vereinigte Bundesversammlung am Mittwoch an den SVP-Vorschlag hält, ist eine andere Frage. In den letzten Wochen wurden gegenüber allen Kandidaten Vorbehalte geäussert. Aeschi, der im Ton zwar konziliant, in der Sache jedoch beinhart ist, gilt als Blocher-Zögling und scheint deshalb für Mitte-links unwählbar. Gobbi hat ein ähnliches Problem: Er gilt als früherer rechtspopulistischer Polterer, der im Umfeld der Lega gross geworden und der SVP erst vor Kurzem beigetreten ist. Parmelin wiederum wäre bereits der dritte Romand im Bundesrat.
Gut möglich also, dass das Parlament sich die Freiheit nimmt, einen anderen SVPler in den Bundesrat zu wählen, obwohl die Partei jedem, der eine solche Wahl annimmt, mit dem Rauswurf droht. Allerdings ist das Parlament diesbezüglich frei, es gibt keine offizielle Verpflichtung, sich an die Vorgaben der SVP zu halten.
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«Die Taktiker können noch so gut planen, am Wahltag entsteht eine eigene Dynamik»
Der Politologe Michael Hermann (44), Leiter der Forschungsstelle Sotomo, erwartet dennoch, dass einer der offiziellen Kandidaten am Ende das Rennen machen wird. «Unter den anderen SVPlern gibt es ja eh niemanden, der eine ganz andere Politik betreiben würde als die drei Kandidaten.»
Autor: Ralf Kaminski